I. Genzken: Nee, das haben die überhaupt nicht. So wie ich umgekehrt im Hier und Jetzt immer mit Billigmaterialien kämpfe… weil ich ja auch hier lebe, und ja nicht so tun kann, als wäre ich gerade in New York. Da fällt mir ein: Der Josef Strau hat kürzlich eine Außenskulptur für mich realisiert, von der waren gerade auch viele junge Künstler bei der Eröffnung begeistert. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, weil ich dachte: Es ist gut, mal etwas Einfaches zu machen. Genau das aber hat gefallen: dass etwas relativ großzügig, aber billig ist.
Die Amerikaner sind in diesem Punkt natürlich ganz anders. Die lieben es, wenn sie sehen: Das ist teuer. Da hatte ich Glück mit meiner Ausstellung »Fuck the Bauhaus« 1, 2000 in New York, denn da habe ich auch Skulpturen aus billigem Material ausgestellt, aber die Show war trotzdem sehr erfolgreich. Kann ja auch sein, dass die Amerikaner mal so richtig relaxen können, wenn sie zur Abwechslung mal etwas Einfaches sehen. Verstehst Du? Etwas, womit in Amerika gar nicht gerechnet wird.

W. Tillmans: Die Arbeit bei Josef Strau ist aber auch wirklich schön. Wie kommst Du auf so etwas?

I. Genzken: Na ja, zuerst wollte ich Jalousien auf das Gebäude machen. Aber wenn ich etwas mache, was ich eigentlich schon mal gemacht habe, dann habe ich manchmal ein gewisses Unsicherheitsgefühl. Obwohl ich erstmal auf etwas zurückgreife, wovon ich weiß: Das ist sicher, das ist nicht so schlecht. Aber dann war das Ganze sowieso zu aufwändig und teuer. Im KaDeWe hatte ich leuchtend grünen, frischen Bambus gesehen. Der war mir aufgefallen und ich dachte: Es wäre schön, mal etwas damit zu machen. Und als ich dann zu Hause hier vor der Fotografie saß und was einzeichnete, fiel mir dieser schöne grüne Bambus wieder ein und auch, dass neben dem Gebäude dieser faschistische Bau ist, oder dieser teilweise faschistische Bau – ein Theater, ein hässlicher Bau. Und dann dachte ich: Bambus ist politically correct, das ist genau das Richtige. Aber auch optisch für mich schön. Einfach. Die Arbeit heißt »Haare wachsen wie sie wollen«, das passt gut zum kleinen Pavillon.

W. Tillmans: Und der Bambus, war der dann auch vom KaDeWe?

I. Genzken: Nein. Aber jetzt ist er ja Grau, das finde ich auch sehr schön. Denn normalerweise ist ja Bambus Gelb und dann hat Bambus auch so etwas Billiges, Touristenmäßiges – Bambusgelb. Und jetzt ist der durch die Witterung Grau geworden, von Grün zu Grau. So etwas habe ich überhaupt noch nicht gesehen, diese Farbigkeit. Die Farbigkeit nähert sich der Umgebung an, das finde ich gut.

W. Tillmans: Du hast für dieses Projekt ein Foto übermalt?

I. Genzken: Ja.

W. Tillmans: Sind Fotos oft Ausgangspunkt für Überlegungen?

I. Genzken: Ja, für Außenskulpturen.

W. Tillmans: Immer?
 
1 Teil des Titels »Fuck the Bauhaus/New Buildings for New York«.
 
Seite 01 l 02 l 03 l 04 l 05 l 06 l 07
Home l Team l Kontakt l Links l Impressum l English
Isa Genzken l Nicolaus Schafhausen l Träger l Partner l Geschichte l Presse
Ein Text von Benjamin H. D. Buchloh l Ein Gespräch mit Wolfgang Tillmans
Seite 01 l 02 l 03 l 04 l 05 l 06 l 07
Bild  01 l 02 l 03 l 04