Isa Genzken ist die Künstlerin des deutschen Beitrags auf der 52. Internationalen Kunstausstellung der Biennale von Venedig.
Seit mehr als dreißig Jahren schafft die 1948 geborene Isa Genzken ein vielseitiges Oeuvre, das sie mit immer neuen Wendungen kontinuierlich weiterentwickelt. Ihr umfangreiches Werk umfasst Skulpturen und Installationen sowie Fotos, Collagen und Filme.
Zentrale Bedeutung hat die Wahl und Kombination unterschiedlicher, auch verschieden besetzter Materialien, die sie in Baumärkten, Architekturbedarfshandlungen und großen Warenhäusern findet. Verwendete Isa Genzken früher Holz, Gips, Epoxydharze und vor allem Beton, den Werkstoff der Moderne, sind dies heute vor allem Plastik, Kunststoffe und unterschiedlichste Spiegel, sowie alltägliche Gebrauchsgegenstände und Konsumgüter, z.B. Stühle – Designklassiker neben billigen Campingstühlen – Kleidungsstücke, Kitschfigürchen, Plastikpuppen und -tiere.
Für Venedig schafft Genzken eine Ausstellung speziell für den Deutschen Pavillon, die sich der geschichtsträchtigen Architektur des Gebäudes annimmt und diese kommentierend in Szene setzt. Ihr neues Werk widersetzt sich zwar wie stets einer mit nationalen Attributen welcher Art auch immer aufladbaren Bildsprache. Dennoch finden sich hier Motive, die sich auf eine westdeutsche Nachkriegsgeschichte zurückführen lassen, wie sie typisch ist für die Generation, der Isa Genzken angehört.
Die Ideale des Modernismus und ihre populär-kulturelle Umcodierung, die vor allem in der nordamerikanischen Kunst und Alltagskultur zum Ausdruck kommen, erfahren in Genzkens Beitrag für die Biennale di Venezia eine Metamorphose, in der Glanz und Elend, Euphorie und Desillusionierung eng beieinander liegen.
So ist auch der Titel der Ausstellung im Deutschen Pavillon "Oil" zu verstehen.
„Oil“ spielt bewusst mit verschiedenen Ebenen, die einerseits etwas konkret benennen - einen globalen, zunehmend umkämpften Rohstoff -, andererseits aber auch die Abstraktion der Metapher wählen. "Oil" ist Ausdruck der Zeit, in der wir leben und reduziert Komplexität auf ein sinnfälliges Bild, das nicht von ungefähr in verschiedenen Slogans verwendet und gleichermaßen zum Krisenszenario der Zukunft wie zum Ausdruck von Freiheit stilisiert wird.
Der Kommissar des Deutschen Pavillons 2007 und Direktor des Witte de With Center for Contemporary Art in Rotterdam, Nicolaus Schafhausen, wählte im Sommer 2006 Isa Genzken, da sie „zu den unangepassten Künstlern der Gegenwart gehört. Sie trifft die Zeit wie kaum ein anderer zeitgenössischer Künstler. Isa Genzken ist Bildhauerin. Diese einfach erscheinende Feststellung ist im Hinblick auf ihr Werk von relativer Komplexität, da die klassische Gattungskonzeption gleichzeitig in Frage gestellt und bejaht wird. Sie hat nie auf Linearität gesetzt, sondern ihre künstlerische Praxis radikal verändert.
Für den Deutschen Pavillon geht es um grundlegende Fragen zum Verhältnis von Raum, von Standort und Betrachtung, Einsicht und Ansicht. Für den Betrachter öffnet sie komplexe und neue Sinnzusammenhänge, mit ihren Werken diskutiert sie genau das, was uns als Gesellschaft heute wirklich bewegt und berührt.“
In einem Gespräch mit Wolfgang Tillmans beschreibt Isa Genzken, wie ihrer Meinung nach eine Skulptur aussehen sollte: „Sie muss einen gewissen Realitätsbezug haben. Also nicht irgendwas Versponnenes oder gar Ausgedachtes, so daneben und höflich. [...] eine Skulptur ist eigentlich wie ein Foto – sie kann zwar verrückt sein, sie muss aber immer noch so einen Aspekt haben, den die Realität auch hat.“
(in: Camera Austria, Nr. 81/2003, S. 7.-18)
Der von DuMont publizierte Katalog ist die offizielle Publikation für den deutschen Beitrag auf der Biennale in Venedig 2007.
Home l Team l Kontakt l Links l Impressum l English
Isa Genzken l Nicolaus Schafhausen l Träger l Partner l Geschichte l Presse
Ein Text von Benjamin H. D. Buchloh l Ein Gespräch mit Wolfgang Tillmans